Die Brunsburg bei Höxter-Godelheim
Die Brunsburg liegt auf dem namensgebenden Brunsberg bei Höxter-Godelheim, der die östlich gelegene Wesertalaue hier um etwa 200 m überragt. Der an drei Seiten durch Steilhänge geschützte Bergsporn beherrscht die Talweitung am Zufluss der Nethe in die Weser, die schon seit der Jungsteinzeit besiedelt wurde. Der Berg wurde spätestens in der Zeit Karls des Großen befestigt.
Bereits im späten Mittelalter taucht der Brunsberg in geschichtlichen Abhandlungen über die Sachsenkriege Karls des Großen auf, da er in den fränkischen Reichsannalen als Schlachtfeld Erwähnung findet. In weiterer Folge spielt er immer wieder eine wichtige Rolle in der Gründungsgeschichte der Reichsabtei Corvey. Erste im modernen Sinne wissenschaftliche Untersuchungen über die Befestigungen auf dem Brunsberg setzen dann im 19. Jahrhundert ein. Die erste Vermessung der Anlagen entstand 1878, weitere folgten unter anderem 1901 und 2006. Im Jahre 2012 wurde das Gebiet mittels Airborne Laserscanning aufgenommen. Seit den 1950er-Jahren finden regelmäßige Begehungen des Geländes statt, archäologische Ausgrabungen wurden schließlich 1997 und 2006 bis 2007 vor Ort durchgeführt.
Nähere Informationen zur Anlage
Vor- und Frühgeschichte der Brunsburg
Die Begehungen auf dem Brunsberg erbrachten Funde, die für eine Besiedlung des Gebiets bereits in der späten Jungsteinzeit sprechen. Aufgrund der exponierten Lage kann auch eine bereits zu dieser Zeit bestehende Befestigung des Bergsporns nicht ausgeschlossen, aber bislang auch nicht nachgewiesen werden.
Aufgrund der Erwähnung in den fränkischen Reichsannalen wird für den Brunsberg eine Befestigung aus der Sachsenzeit angenommen. Als diese gilt ein Wall, der im Norden den Zugang zum Bergsporn als Abschnittswall verriegelt, genauso wie der das Plateau an seinem Westrand befestigende Wall, der sich ehemals wohl auch im Osten um den Bergsporn zog. Diese hypothetisch sächsische Wallburg umfasst somit eine Fläche von 6,6 ha. Grabungsschnitte durch beide Wälle ergaben eine noch etwa 1,40 m hoch erhaltene und 6 m breite Wallschüttung aus Erde und Kalkbruchsteinen ohne vorgelagerte Stützkonstruktion und ohne vorgelagerten Graben. Aufgrund von Unklarheiten bei der Verortung und Benennung des Brunsbergs in den mittelalterlichen Quellen und der Tatsache, dass bei den Grabungen keinerlei datierendes Material gewonnen werden konnte, kann die zeitliche Einordnung dieser Wälle in die Sachsenzeit allerdings nicht bewiesen werden.
DIe hochmittelalterliche Brunsburg
Um 1200 entstand im Zuge eines umfangreichen Burgenbauprogramms des Klosters Corvey die Höhenburg auf dem Brunsberg. Sie wurde den Schriftquellen zu Folge nach etwa 100 Jahren irgendwann zwischen 1288 und 1303 wieder aufgegeben, eventuell nach einer Zerstörung im Jahre 1294.
Diese hochmittelalterliche Abtsburg ist mit 1,9 ha Innenfläche deutlich kleiner als die Wallburg und nimmt den südöstlichen Bereich des Bergsporns ein. Ihre Hauptburg ist von einem bis zu 24 m breiten, in den Fels gehauenen Graben und einer heute verstürzten, ehemals 1,40 m starken Ringmauer aus gemörtelten Kalksteinen umgeben. Das ihr im Norden vorgelagerte Wall-Graben-System schützt eine mutmaßliche Vorburg. Die Zuwegung führte ähnlich der heutigen den Süd- und Westhang hinauf, durch die Vorburg und den Burggraben hin zum vermutlichen Tor im Südosten der Burganlage.
Von der Innenbebauung haben sich nur Reste erhalten. Dazu zählt neben dem großen Schutthügel des vermutlich als massiver Baukörper angelegten Torhauses auch ein zentraler, etwa west-ost-ausgerichteter Schuttkegel von 48 m Länge und 23 m Breite, der als Überrest des Palas gedeutet wird. Hier wird auch die urkundlich nachgewiesene Burgkapelle vermutet. Im Norden der Ringmauer befinden sich zudem die Reste des vermeintlichen Bergfriedes mitsamt Resten dreier weiterer Gebäude, unter anderem eines weiteren Turmes. Im Südwesten der Burganlage finden sich die Reste von zwei weiteren Baukörpern. Die Wasserversorgung wurde wahrscheinlich durch mehrere Brunnen beziehungsweise Zisternen gesichert. Aufgrund von Geländeanomalien kann angenommen werden, dass sich noch weitere Bauwerke innerhalb der Ringmauer befunden haben.
Im Süden wird ein kleines Bergplateau durch eine Zerrspalte von dem Hauptplateau abgetrennt. Hier lassen sich ebenfalls Baureste unbekannter Funktion lokalisieren.
Archäologische Funde auf dem Brunsberg
Neben den Baubefunden konnten auch einige Fundstücke auf dem Brunsberg aufgelesen oder freigelegt werden.
Ein großer Teil dieser Funde, vor allem in Form von Keramik, stammt aus der Jungsteinzeit und kann der sogenannten Michelsberger Kultur zugewiesen werden. Daneben datieren einige Stein- und Silexartefakte ebenfalls in diese Zeit. Anhand dieser Stücke und freigelegten Kulturschichten kann eine urgeschichtliche Besiedlung des Areals als sicher gelten. Ein eisernes Tüllenbeil datiert als einziges Stück sicher in die Eisenzeit.
Aus der hochmittelalterlichen Nutzungsphase stammen neben Keramikfunden einige Metallobjekte. Dazu gehören neben Waffenteilen auch Schnallen und Schlüssel aus Eisen. Teilweise konnten auch vergoldete Bronzeobjekte geborgen werden, die, wie ein verzinnter Reitsporn, auf die gehobene Ausstattung der Burganlage hindeuten. Als Beispiele für hochwertige Architekturteile sind Scherben von Flachglas-Fensterscheiben und ein vermutlich aus dem Palas stammendes Fragment eines romanischen Buntsandsteinkapitells anzuführen.
Literatur
M. Koch/A. König, Die Brunsburg bei Höxter-Godelheim, Kreis Höxter. Frühe Burgen in Westfalen 29 ²(Münster 2015).
Weiterführende Literaturauswahl
P. Glüsing/R. Röber, Funde von der Wildburg und der Brunsburg. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Keramikchronologie im Oberweserraum. NNU 61, 1992, 135-156.
P. Robitzsch, Die Befestigungen auf dem Brunsberge bei Höxter. Ihre Beschreibung, ihre Erklärung und ihre Geschichte. Zeitschr. f. vaterl. Gesch. u. Alterthumskunde 40/2, 1882, 98-119.
H.-G. Stephan, Die Brunsburg bei Höxter in Westfalen. Eine bedeutende stauferzeitliche Burg der Äbte von Corvey. In: J. Carstensen/J. Kleinmanns (Hrsg.), Freilichtmuseum und Sachkultur. Festschrift für Stefan Baumeier zum 60. Geburtstag (Münster u.a. 2000) 23-39.
H.-G. Stephan, Die Brunsburg bei Höster und die Karlsschanze bei Willebadessen im Eggegebirge. Exemplarische Überlegungen zur Funktion und Zuordnung von Burgen im Rahmen adeliger Herrschaft des frühen Mittelalters, Arch. Korrbl. 31, 2001, 291-309.