Die Burg Homburg bei Hamm
Die Homburg ist eine von vielen größeren und kleineren Burganlagen, deren Reste sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hamm erhalten haben. Sie wird teilweise auch als „Hohenburg“ bezeichnet und lag am ehemaligen Südufer der Lippe, etwa 500m westlich von Hamm-Nordherringen. Sie ist heute größtenteils durch anthropogene Eingriffe zerstört.
Die Homburg ist dem Typ der Turmhügelburg zuzuordnen, mit einer im Norden liegenden Hauptburg, der südlich eine Vorburg vorgelagert ist. Aufgrund ihrer Ausmaße kann sie zu den größten Anlagen dieser Art in Norddeutschland gezählt werden.
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts erregte die imposante Burganlage das Interesse der Altertumsforscher, sodass erste Ausgrabungen zwischen 1851 und 1861 durchgeführt wurden. Weitere Untersuchungen fanden im Jahre 1900 statt, bevor durch den Bau des Datteln-Hamm-Kanals zwölf Jahre später ein großer Teil der Anlage zerstört wurde. Die dabei geborgenen Funde gelangten nach Berlin. Trotz Protesten durch das Gustav-Lübcke-Museum Hamm wurde wenig später der verbliebene nördliche Hügel fast vollständig abgetragen, auch der südliche Hügel wurde in der weiteren Folge stark in seinem Bestand dezimiert, ohne, dass wesentliche archäologische Untersuchungen durchgeführt werden konnten. Noch im Jahre 1990 wurden schließlich nahezu alle verbliebenen Teile der Burganlage durch einen Hafenneubau zerstört.
Nähere Informationen zur Anlage
Aufbau & Befunde
Die Anlage bestand aus zwei künstlich angelegten Hügeln. Der nördliche mit einem im 19. Jahrhundert nachweisbarem Durchmesser von noch 75 m und einer Höhe von noch 9 m lag unmittelbar in Flussnähe in der sumpfigen Aue. Der Südliche mit einer Grundfläche von 90 mal 75 m und einer Höhe von 3 m lag auf einer trockenen Terrasse. Beide Erhebungen teilte ein zwischen 4 und 7 m breiter Graben, der den Südhügel vollständig umschloss. Neben dem Sumpfgelände im Norden dienten im Süden weitere heute nicht mehr zu rekonstruierende Sicherungssysteme als Annäherungshindernisse.
Bereits im 19. Jahrhundert konnte in der nördlichen Hauptburg ein Keller freigelegt werden. Von dem dazugehörigen Gebäude blieben lediglich Brandspuren zurück. Im Zentrum des Hügels konnten bei späteren Untersuchungen noch die Standspuren eines oder mehrerer mächtiger Holzpfosten nachgewiesen werden, die als Reste eines Turmes interpretiert werden können. Zudem wurden die Reste einer die beiden Hügel verbindenden Holzbrücke nachgewiesen.
Funde & Datierung
Bei den Arbeiten rund um die beiden Hügel konnten zahlreiche Keramik- und Metallfunde geborgen werden. Dabei handelt es sich teilweise um einheimische Kugeltopfkeramik, es kommen aber auch teilweise importierte Irden- und Faststeinzeugwaren vor. Bei den Metallgegenständen handelt es sich neben Architekturelementen vor allem um Waffen und deren Zubehör. Es konnten aber auch Gegenstände des täglichen Gebrauches wie Truhenschlösser und –beschläge, genauso wie Reste von Leuchtern nachgewiesen werden. Besonders zu erwähnen sind Reste eines verzierten bronzenen Pferdezaumzeugs und der Kopf eines besonders ausgearbeiteten romanischen Leuchters. Viele dieser Objekte sind im Zuge von Hitzeeinwirkung stark deformiert.
Aufgrund des Fundmaterials kann die Errichtung der Anlage in das 12. Jahrhundert datiert werden. Ebenfalls anhand der Fundstücke lässt sich eine kurze Nutzungszeit der Homburg bis maximal in das beginnende 13. Jahrhundert hinein annehmen. Diese Einordnung wird durch eine Radiokarbondatierung von verkohlten Getreidekörnern aus dem Brandhorizont bestätigt. Die Brandspuren an den teilweise luxuriösen Inventargegenständen aus der Anlage und die Tatsache, dass diese zurückgelassen wurden, spricht dafür, dass die Homburg einem plötzlichen kriegerischen Ereignis zum Opfer fiel. Diese Spuren lassen den Schluss zu, dass die Anlage als Sitz der Grafen von Berg zu interpretieren ist.
Die Homburg im Volksmund
In der Region um Hamm sind einige Sagen bekannt, die sich um die Homburg ranken. So soll sie in der Römerzeit der Sitz einer geheimnisvollen germanischen Seherin namens Velda oder Veleda gewesen sein. Im Mittelalter seien schließlich die Ritter von der Homburg als strenge und grausame Herren berüchtigt gewesen, die auf einem eisernen Stuhl einige hundert Meter weiter lippeaufwärts an der sogenannten „Krausen Linde“ zu Gericht gesessen hätten. Die umliegenden Bauern sollen sie von diesem Stuhl noch einige Male aus der Lippe aufstehen gesehen haben.
Literatur
G. Eggenstein/ A. Haasis-Berner, Die Homburg und die Burg Mark, Kreisfreie Stadt Hamm. Frühe Burgen in Westfalen 19 (Münster 2002).
Weiterführende Literaturauswahl
G. Eggenstein, Vor 1226 – Burg Homburg bei Niederherringen. In: G. Eggenstein / E. Schwinzer (Hg.), Zeitspuren – Die Anfänge der Stadt Hamm. Ausst. Hamm, Notizen zur Stadtgeschichte 8 (Bönen/Westf. 2001) 60-74.
M. Frisch, Die Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung des Gebietes besonders nördlich der Ruhr, Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung 1 (Münster 1937).
H. G. Palme, Sagen vom Hellweg ³(Unna 1994)
H. Richtering, Adelssitze und Rittergüter im Gebiet der Stadt Hamm. In: H. Zink (Hg.), 750 Jahre Stadt Hamm (Hamm 1976) 125-157.