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Romantisierende Rekonstruktionszeichnung der Falkenburg von 1903 (LLD/Koch).

Die Falkenburg bei Detmold-Berlebeck

Die Anlage liegt etwa 2 km südlich von Detmold-Berlebeck auf einem exponierten Bergsporn, der nur von Nordosten aus ohne größere Anstrengungen zugänglich ist.

Mit ihrer Lage an einem bedeutenden Fernhandelsweg nach Paderborn und an der Grenze zum Territorium des Erzbistums Paderborn wollten die Erbauer der Falkenburg, die Herren zur Lippe, ihren Machtanspruch in der Region ausbauen und errichteten daher die Anlage um 1190 an dieser Stelle. Die letzten Pfandnehmer der Burg verließen diese im Jahre 1523, was den Endpunkt ihrer Nutzung darstellt. Im Anschluss diente sie lediglich als Steinbruch. Zur Weiternutzung der zugehörigen Ländereien wurde allerdings am Fuße des Burgberges ein Hof errichtet, der noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand.

Im Gegensatz zu vielen anderen Burgruinen war die Lage der Falkenburg durchgehend bekannt. Bis zum Zeitpunkt der ersten Ausgrabungen ab 1887 wurden allerdings nur Schriftquellen zur Zusammenstellung der Burggeschichte herangezogen. Umfangreichere und die gesamte Anlage betreffende Grabungen wurden erst 2005 aufgrund von gravierenden Bauwerksschäden wieder durchgeführt. Diese, intensiv durch geophysikalische Methoden unterstützen Maßnahmen, dauerten über zehn Jahre und ergaben ein detailliertes Bild der Entwicklungsgeschichte der Höhenburg.

Heute ist der Grundriss der in Teilen sanierten Burg wieder für die Besuchenden erfahrbar.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau der Anlage

Die Falkenburg kann grob in drei Teilbereiche unterteilt werden:

Der Hauptteil wird durch die mittelalterliche Hauptburg gebildet. Ihr vorgelagert ist eine Vorburg und ein Zwinger. Sämtliche Anlagen befinden sich auf der Bergspitze und stammen aus den ersten drei Bauphasen, die vom 12. Jahrhundert an insgesamt etwa 340 Jahre einnehmen.

Im 15. Jahrhundert wurde die Befestigung den neuen Entwicklungen in der Belagerungstechnik der Zeit entsprechend schließlich weiter ausgebaut. Es kamen umfangreiche Außenanlagen, bestehend aus Mauer- und Erdwerken im Bereich des ehemaligen Burggrabens hinzu.

Der letzte Teilbereich wird durch den in der frühen Neuzeit errichteten Hof Falkemeier am Fuße des Burgberges gebildet, der die finale Nutzungs- und Besiedlungsphase der Anlage umschreibt.

Plan der Falkenburg (J. Müller-Kissing 2018, Klapptafel).

Beschreibung der Hauptburg

Der Zwinger besteht aus einem Zugbrückentor und zwei angeschlossenen Bauten, von denen zumindest eines als Wohnhaus, eventuell als Wächterstube, diente. Die Zugbrücke überspannte den ehemals etwa 5 m breiten, vorgelagerten Burggraben.

Die angeschlossene Vorburg wurde durch einen Mauerdurchlass erreicht, der im Spätmittelalter durch einen kleinen Wehrbau gesichert wurde. Generell diente die Vorburg als Wirtschaftsbereich der Falkenburg, ihre sich an die Ringmauer anlehnenden Gebäude wurden größtenteils als Fachwerkbauten errichtet. Neben diesen Bauten, die sich um einen großen Hof gruppieren, konnten auch Reste eines Brunnens aufgedeckt werden.

Die Hauptburg war der Wohn- und Verwaltungsteil der Anlage, in dem die Herrschaften lebten. Sie wird durch eine Nord- und eine Südseite, bestehend aus mehreren Gebäuden, gebildet, die im Osten durch den Bergfried und im Westen durch das Torhaus, durch welches dieser Burgteil betreten werden konnte, verbunden sind. Auf der Nordseite standen ehemals mehrstöckige Steingebäude, die zum einen durch ihre teilweise gehobenere Ausstattung, zum anderen aber auch durch ihren wehrhaften Charakter auffallen. So sind neben einem Ofenstandort auch Einrichtungen zur Verteidigung, wie ein Fundament einer Schleuder und eine Streichwehr, nachgewiesen. Die Südseite wird durch ein großes, mehrstöckiges und repräsentatives Gebäude mit Küche und Festsaal gebildet. Es wurde nach einem Brand in Steinbauweise neu errichtet, nachdem der vorherige Fachwerkbau zerstört wurde.

Drohnenaufnahme der sanierten Hauptburg der Falkenburg (LWL-AfW/Pogarell).

Weitere Befunde im Zusammenhang der Anlage

Um die Anlage auf größere Belagerungen mit der verbesserten Waffentechnik anzupassen, wurden im 15. Jahrhundert wesentliche Umbaumaßnahmen an den Gebäuden und der Außenanlage durchgeführt. So wurden Schießscharten mit Auflagen für Schusswaffen in die Burggebäude eingebaut. Dem Zwinger wurde ein weiterer Verteidigungsring mit Torturm und Steinmauer vorgelagert. Zusätzlich wurden rund um den Burgberg insgesamt sieben Bastionen errichtet. Diese wurden wahrscheinlich durch Holz-Erde-Konstruktionen mit aufgesetzter Brustwehr gebildet. Ebenfalls wurde im Vorbereich des Zwingers ein Erdkegel aufgeschüttet, der wahrscheinlich einen Verteidigungsbau trug, um tote Winkel im Schussfeld der Burgverteidigung zu tilgen.

Östlich am Fuße des Burgbergs konnten Reste des nach der Aufgabe der Befestigung im Jahre 1523 errichteten Hof Falkemeier nachgewiesen werden. Es handelte sich zunächst um ein einfaches Hallenhaus, welches im späten 17. oder 18. Jahrhundert durch zwei, in Fachwerktechnik errichteten Gebäude ersetzt wurde. Zu dem ersten Bau gehört ein Speichergebäude im Vorburgareal, das nach der Einplanierung der dortigen Bauten in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet wurde.

Ein in der Nähe gelegener Kalksteinbruch, mehrere Kalkbrennöfen und einige Terrassen, die wohl zu Gärten gehörten, können ebenfalls der Burg zugewiesen werden.

Küche des Hof Falkemeier (Lippisches Landesmuseum/Müller-Kissing).

Literatur

J. Müller-Kissing, Die Falkenburg bei Detmold-Berlebeck, Kreis Lippe. Frühe Burgen in Westfalen 41 (Münster 2018).

Weiterführende Literaturauswahl

S. Leenen/H.-W. Peine, Archäologische Untersuchungen zur Falkenburg bei Detmold. Burgen und Schlösser 48/III, 2007, 185-190.

J. Müller-Kissing/H.-W. Peine/E. Treude, Die Falkenburg. Burgen und Schlösser 2013/IV, 2013, 219-227.

J. Müller-Kissing, Die Falkenburg. Archäologische Untersuchungen in einem hoch- und spätmittelalterlichen Dynastensitz bei Detmold-Berlebeck (in Vorb.).