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Plan der Haskenau von 1918 (Altertumskommission für Westfalen/Archiv).

Die Haskenau bei Handorf-Dorbaum

Die Haskenau liegt etwa 10 km nordöstlich von Münster auf dem Gebiet des Stadtteils Handorf-Dorbaum. Bei der Anlage handelt es sich um ein System von mehreren Wällen und Gräben, die einen künstlich überhöhten Turmhügel umgeben. Durch die Lage der Anlage im ehemaligen Mündungswinkel von Werse und Ems war eine Befestigung lediglich im Osten und Süden notwendig.

Erste Grabungen auf dem Gelände der Haskenau fanden bereits im 19. Jh. statt. obwohl es sich dabei wohl eher um private Schatzsuchen, als um archäologische Grabungen gehandelt haben wird. Die erste fachgerechte Beschäftigung mit den Anlagen fand 1918 statt, als die Wälle erstmalig im Auftrag der Altertumskommission im Zusammenhang mit ihrer Veröffentlichung im „Atlas der vor- und frühgeschichtlichen Befestigungen in Westfalen“ vermessen wurden. Erste archäologische Grabungen wurden schließlich im Jahre 1936 in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster durchgeführt.

Trotz der unter Schutzstellung des obertägigen Bodendenkmals im Jahre 1987 sind die Wälle der Haskenau bis heute stark in ihrem Erhalt gefährdet. Vor allem durch das Befahren mit Fahrrädern und Motorrädern entstehen immer wieder starke Schäden, die zu einer verstärkten Regenerosion der Strukturen führen und somit die Haskenau nachhaltig bedrohen.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Der Turmhügel mit einem Durchmesser von 38 m dominiert die gesamte Anlage und kann als Motte bezeichnet werden. Er wird von einem Halsgraben umgeben, der wohl primär als Materialentnahmegraben für die Erhöhung des Hügels gedient hat, aber auch als Annäherungshindernis gelten muss. Ausgrabungen lassen erkennen, dass auf dem Hügel ehemals ein Steingebäude gestanden hat.

Der innerste Wall umgibt den Turmhügel in etwa 30 m Abstand. Diesem ist ein Spitzgraben vorgelagert. Leider lassen die durchgeführten Ausgrabungen keine Hinweise auf Bauweise oder Zeitstellung der Befestigung zu, wahrscheinlich umgab diese aber die Wirtschaftsgebäude der Motte.

Der äußere Wall ist als Doppelwall mit dazwischenliegendem Graben und zumindest in Teilen vorgelagertem Graben in 60 m Entfernung zur inneren Befestigung angelegt. Innen an diesen Wall grenzt ebenfalls ein Graben, der ehemals einer Holzpalisade vorgelagert war. Diese hölzerne Befestigung muss vor dem Doppelwall bestanden haben.

Dem Außenwall wurde im Süden zusätzlich ein Annexwall angefügt.

Über die Zugänge zur Anlage können leider nur Vermutungen angestellt werden. Ehemalige Wegeverläufe lassen schlussfolgern, dass sich ein Zugang an der Ostseite befand, ein anderer über die Werse von Westen aus erfolgte. Zumindest für letzteren gibt es auch Hinweise in Schriftquellen aus dem 18. Jh.

Plan der Haskenau von 1978 (V. Brieske 2001, Beilage).

Funde & Datierung

Aus dem Umfeld der Haskenau sind viele Lesefunde und Fundstellen bekannt, die vom Mesolithikum bis in die Neuzeit datieren. Demnach wurde das Gebiet schon von früher Zeit an durch Menschen genutzt.

Anhand von Keramikfunden und durch Schriftquellen unterstützt lässt sich für das Areal der Haskenau eine befestigte Siedlung der Karolingerzeit nachweisen. Daraus könnte sich der noch heute für die Anlage prägende Adelshof entwickelt haben, der im 12. Jh. entstanden sein muss, wie weitere Scherben erkennen lassen. In dieser Zeit wurde neben der Motte sicherlich auch der innere Wall errichtet.

Wann der äußere Wall angelegt wurde, kann nicht durch archäologische Funde belegt werden. Anhand der Form der ihm zugehörigen Gräben kann durch Vergleiche allerdings angenommen werden, dass dieser im Laufe des 13. Jh. den anderen Befestigungsanlagen vorgelagert wurde. Der Annexwall kann stratigrafisch allerdings sicher als jüngster Teil des Wallsystems bezeichnet werden.

Für das Ende der Nutzung der Haskenau gibt es ebenfalls nur Anhaltspunkte. Einige Funde aus dem Bereich des Turmhügels zeigen, dass er noch bis in die Neuzeit zumindest gelegentlich aufgesucht wurde. Schriftquellen legen allerdings nahe, dass die Anlage spätestens im frühen 15. Jh. keine strategische Rolle mehr spielte und daher aufgegeben wurde.  

Luftbildaufnahme der Haskenau (Altertumskommission für Westfalen/Archiv).

Literatur

V. Brieske, Die Haskenau bei Handorf-Dorbaum, Kreisfreie Stadt Münster. Frühe Burgen in Westfalen 18 (Münster 2001).

Weiterführende Literaturauswahl

P. R. Hömberg, Haskenau bei Handorf. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 46. Münster, Westliches Münsterland, Tecklenburg. Teil II (Mainz 1981) 190-194.

J. H. Schmedding, Die Wallburg Haskenau an der Ems. Westfalen 10, 1919, 57-60.

J. H. Schmedding, Die Wallburg Haskenau an der Ems. In: Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen, Heft II (Münster 1920) 30-32.