Die Jansburg bei Coesfeld-Lette
Die Jansburg liegt knapp 4 km nördlich von Maria Veen auf einer flachen, sandig-trockenen Geländezunge, die sich in eine weite, ehemals sumpfige Senke erstreckt. Das Burgareal orientiert sich dabei nicht völlig an diesem trockenen Bereich, sondern bezieht auch Feuchtboden mit ein. Östlich und westlich wird die Anlage von zwei Bächen eingerahmt, sodass ein Umgehen der Jansburg auf trockenem Fuß nicht möglich war, was wohl als wichtigstes Standortkriterium zu gelten hat. Der Zugang konnte früher nur von Norden aus erfolgen. Heute ist das Gelände überwiegend trockengelegt und große Teile der Anlage durch anthropogene Einflüsse zerstört.
Zu ersten Untersuchungen auf dem Gelände der Befestigungsanlage kam es im Jahre 1919. Neben den vorgenommenen Wallschnitten wurde auch ein erster Plan der Anlage erstellt. Kurz darauf, nämlich in den 1920er-Jahren, wurden weitere Grabungen durch die Altertumskommission für Westfalen angestellt, die im Kontext des geplanten und nie verwirklichten zweiten Bandes des „Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen“ zu sehen sind. Weitere kleine Untersuchungen an den Wällen der Anlage fanden 1966 statt. Der neueste Plan der Jansburg stammt aus dem Jahre 1998.
Nähere Informationen zur Anlage
Aufbau & Befunde
Das heutige Aussehen der Anlage ist auf großflächige Zerstörungen der Strukturen durch Urbarmachung des Geländes und landwirtschaftliche Nutzung zurückzuführen.
Nach dem Plan von 1919 zu urteilen, nahm die Jansburg ursprünglich eine Fläche von etwa 1,5 ha ein. Die kreisförmige, von einem Wall mit damals schon nur noch teilweise erhaltenem Außengraben umgebene Hauptburg besaß einen Durchmesser von etwa 100 m. Dieser war auf 140 m Länge ein weiterer halbkreisförmiger Vorwall mit Graben im Norden vorgelagert. Der Zugang zur Anlage wurde durch je ein Tor im Norden und Süden des Hauptwalles ermöglicht.
Heute sind davon nur noch Reste erhalten, die etwa ein Viertel der ehemaligen Größe der Jansburg umfassen. So ist der Vorwall vollständig verschwunden und vom Hauptwall ist lediglich der südöstliche Teil erhalten, sodass auch die ehemalige Torsituation nicht mehr überprüft werden kann. Die Gräben sind bis auf eine flache Mulde im Westen ebenfalls vollständig eingeebnet.
Der Aufbau der Wälle konnte bei den Grabungen im frühen 20. Jahrhundert beobachtet werden. So waren diese damals noch bis zu 2,5 m hohen Befestigungswerke aus abwechselnden Schichten von Heidesand und moorig-torfigem Boden aufgeschüttet. Teilweise wurden die Wälle durch Steinlagen an der Unterseite und Holzbalken verstärkt.
Datierung & Zweck
Da der Innenraum der Jansburg nie archäologisch untersucht wurde und die Schnitte durch die Wälle keinerlei Fundmaterial erbrachten, fällt eine klassische Datierung durch Fundbestimmung oder Materialbeprobung für diese Anlage aus. Generell weist die Bauweise ohne nennenswerte Wallverstärkung eher auf eine Errichtung der Befestigung im Mittelalter hin. In Bauweise, Lage und Form vergleichbare Burgen, die allerdings allesamt in Norddeutschland liegen, wurden um die erste Jahrtausendwende errichtet.
Da in dieser Zeit auch in Westfalen unruhige Zeiten herrschten, die die Errichtung von Fliehburgen nötig machten, wäre eine solche Funktion für die Jansburg ebenfalls denkbar. Für eine nur kurzzeitige Nutzung der Anlage spricht abermals das auffallende Fehlen jeglichen Fundmaterials. Zudem kommt für die Befestigung eine Rolle als Kontrollstation eines Nord-Süd verlaufenden Weges durch das Moorgebiet in Frage.
Literatur
T. Capelle, Die Jansburg bei Coesfeld-Lette, Kreis Coesfeld. Frühe Burgen in Westfalen 34 (Münster 2012).
Weiterführende Literaturauswahl
H. Hüer, Die Jansburg im Letter Bruch. Dülmener Heimatblatt 1965, 16-18.
T. Lemm/F. Wilschewski, Die Ringwälle im westlichen Holstein. In: M. Segschneider (Hg.), Ringwälle und verwandte Strukturen des ersten Jahrtausends n. Chr. an Nord- und Ostsee (Neumünster 2009) 159-184.
J. H. Schmedding, Die Jansburg bei Maria Veen. Westfalen 10, 1919, 106-110.