Die Oldenburg bei Laer
Die Oldenburg liegt westlich von Laer in einem Waldgebiet in den Ausläufern der Baumberge, einer im Vergleich zum Umland merklichen Erhebung. Sie wird teilweise durch natürliche Bachläufe geschützt und zählt mit ihrer Fläche von etwa 15 Hektar zu den größten Wallburgen Westfalens.
Erste Erwähnung in der neueren Forschung findet die Anlage im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, allerdings ohne archäologisch untersucht zu werden. Die ersten derartigen Maßnahmen fanden 1906 in der Oldenburg statt. Diese Untersuchungen führten auch zum ersten genauen Plan der Wälle, der 1908 veröffentlicht wurde. Die noch heute genutzte Aufmessung stammt aus dem Jahre 1954 und entstand kurz vor der Einebnung einiger Wallabschnitte. Ebenfalls vor diesem umfassenden Eingriff in die Substanz des Bodendenkmals wurden durch die Altertumskommission für Westfalen umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt, die 1972 durch Philipp R. Hömberg umfassend ausgewertet wurden. Neuere Untersuchungen, vor allem durch Metalldetektorprospektionen, erfolgten in den Jahren nach 2000, erbrachten aber keine neuen Erkenntnisse zur Anlage.
Die Bauweise der Anlage, vor allem die der zweiten Ausbauphase, heben zusammen mit den gemachten Fundstücken aus der Burg und der nahegelegenen Siedlung Lüdde-Deitmar die Bedeutung der Oldenburg als Wohnsitz eines hohen Würdenträgers hervor.
Nähere Informationen zur Anlage
Aufbau & Befunde
Die Oldenburg kann in mehrere Bereiche unterteilt werden. Den Hauptteil der Anlage bildet dabei die etwa 5,2 Hektar große Hauptburg, die wiederum zwei Bauphasen aufweist. Die erste Ausbaustufe besteht dabei aus einer Trockenmauer mit vorgelagertem Graben, wobei die Ostseite der Anlage stärker befestigt wurde, als die Westseite. In der zweiten Ausbaustufe wurde dem Hauptwall im Osten eine Mörtelmauer vorgelagert, die teilweise von einem Graben begleitet wird. Das Haupttor zur Anlage lag in beiden Phasen in der Mitte des Ostwalls. Dem Hauptwall und -tor vorgelagert ist ein deutlich stärker befestigter Vorwall mit begleitendem Graben, der als Annäherungshindernis diente. Dieser wird in ähnlicher Bauweise durch einen Annexwall nach Norden fortgesetzt.
Im Süden und Westen schließt sich als weitere Befestigungsanlage die sogenannte „Deelborg“ gleichzeitig zur ersten Phase der Hauptburg an diese an, obwohl ihre fortifikatorische Funktion aufgrund des nur niedrigen, teilweise steinverblendeten Walls mit flachem, vorgelagertem Graben, zweifelhaft erscheint.
Den dritten Teil der Oldenburg bildet das innerhalb der Hauptburg befindliche „Rondeelken“. Dieses stark befestigte Bauwerk weist ebenfalls zwei Bauphasen auf. Der älteren Phase, bestehend aus einer Trockenmauer mit vorgelagertem Graben, wurde in einer zweiten Ausbaustufe eine Mörtelmauer vorgelagert, die die ältere Anlage teilweise zerstörte. Der Zugang zum Rundling erfolgte durch ein Tor im Norden. Im Innenraum des Wallrunds konnten mehrere Gruben unbekannter Funktion, zwei Kalkbrennöfen und ein Turm in Steinbauweise mit hölzernem Vorgängerbau nachgewiesen werden.
Funde & Datierung
Aus dem Umfeld der Anlagen stammen Funde, die von der Steinzeit bis in die Kaiserzeit datieren. Interessant ist der Fund eines jungneolithischen Felsovalbeils in einer Pfostengrube des jüngeren Hauptburgtores, welches als Bauopfer gewertet werden kann.
Aus der Nutzungszeit der Anlage stammen neben Metallgeräten und geringen Resten von Pferdegeschirr vor allem Keramikfunde. Unter diesen dominieren einheimische Kugeltöpfe, Importgeschirr ist selten. Die Fundstücke, die vor allem im Rondeelken gefunden wurden, stammen dabei aus dem späten 9. bis zur ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Schlacken weisen zudem auf lokale Schmiedetätigkeit hin.
Lüdde-Deitmar und die Oldenburg
Die Siedlung Lüdde-Deitmar liegt nördlich der Oldenburg und lässt sich aufgrund des dort aufgesammelten Fundmaterials mit der Anlage in Beziehung setzen. Vor allem das Spektrum der einheimisch hergestellten Keramik stimmt nahezu mit dem aus dem Rondeelken überein. Allerdings ist der Anteil an importiertem Tischgeschirr, welches aus dem rheinischen Vorgebirge stammt, etwas höher.
Der Siedlungsplatz wird durch zwei besondere Funde hervorgehoben und als Standort eines Herrenhofes ausgewiesen. Dabei handelt es sich um einen ovalen, bronzenen Schwertgurtbeschlag aus dem 9. Jahrhundert, der die Anwesenheit von Kriegern in der Siedlung nachweist. Zudem konnte ein geschliffener Rauchquarz aufgelesen werden. Diese Steine schmückten im 10. Jahrhundert Prunkfibeln und liturgisches Gerät.
Literatur
C. Grünewald/H.-W. Peine/K. Wegener, Die Oldenburg bei Laer, Kreis Steinfurt. Frühe Burgen in Westfalen-Lippe 48 (Münster 2023).
Weiterführende Literaturauswahl
D. Barz, Zur baulichen Entwicklung der „Adelsburg“ im 10. und 11. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa. Forschungen zu Burgen und Schlössern 9, 2006, 67-84.
R. Gensen, Die Funde der Ausgrabungen 1956/1957 in der Oldenburg bei Laer (und die Lesefunde auf dem Gelände Lüdde-Deitmar). Westfalen 40, 1962, 24-37.
P. R. Hömberg, Untersuchungen an frühgeschichtlichen Wallanlagen Westfalens. Diss. Münster 1972.
A. Stieren, Die Ausgrabungen in der Oldenburg bei Laer. Ein Vorbericht, Westfalen 40, 1962, 3-23.