Die Landwehr von Altenberge
Die Landwehr von Altenberge wurde vor allem aufgrund verschiedener Fehden zwischen den Bischöfen von Münster und den Grafen von Steinfurt zur Sicherung des fürstbischöflichen Gebietes errichtet. Zudem diente sie als Kirchspielgrenze zu Nordwalde und Territorialgrenze des Fürstbistums Münster und des Gogerichts Meest. Sie entstand vermutlich nach einer Verordnung des Bischofs Ludwig von Münster aus dem Jahre 1321 zur Sicherung der Kirchspielgrenzen. Erstmals erwähnt wird das Bauwerk allerdings erst im Jahre 1395.
Das Grenzsicherungsbauwerk bestand überwiegend aus einem Befestigungsstreifen bestehend aus drei Wällen mit davor, dazwischen und dahinterliegenden Trockengräben, die, wenn überhaupt, nur periodisch Wasser führten. Teilweise wurde sie allerdings nur als Doppelwall mit entsprechenden Gräben ausgeführt.
Die heute noch erhaltenen zwölf Teilstrecken der Altenberger Landwehr an der Westgrenze der Gemeinde, gleichzeitig die Grenze zwischen Kreis Steinfurt und Kreis Coesfeld, erstrecken sich über etwa 12 km. Sie wurden durch den Heimatverein Altenberge mit Unterstützung der Gemeinde kartiert und für Interessierte teilweise im Gelände ausgeschildert. Die Abschnitte stehen unter Denkmalschutz und bilden für sich gesehen einzelne Biotope mit dichtem Strauch- und Baumbestand.
Nähere Informationen zur Landwehr
Verlauf der Landwehr
Die Altenberger Landwehr beginnt im Norden unmittelbar östlich der L 510 in einem kleinen Waldstück und verläuft westlich der Straße nach Süden, bis sie durch die B 54 erneut durchschnitten wird. Hier, bei den „Plettendorffer Bäumen“, befand sich ehemals ein Durchlass mit doppeltem Schlagbaum, um den Verkehr zwischen Altenberge und Borghorst zu kontrollieren. Von dort verläuft die Landwehr annähernd nordsüdlich bis zur L 579 und ist dabei an insgesamt fünf Stellen im Gelände sichtbar. Südlich der Landstraße ist ein weiteres Teilstück als Bodendenkmal erhalten. In diesem Bereich befand sich ein weiterer Durchlass mit Schlagbaum an der alten „Laerstiege“. Der weitere Verlauf nach Südosten ist nur durch das Urmesstischblatt nachzuvollziehen. Laut diesem führte die Landwehr in Richtung der Steinfurter Aa, die in ihrer Verlängerung mit dem Landwehrbach über mehr als 2 km die Grenze bildete. Erhaltene Befestigungen sind erst wieder nördlich und südlich der K 71 im Gelände zu finden. Diese wichtige Verbindungsstrecke nach Westen wurde durch den „Sturler Baum“, einen ehemaligen, doppelten Schlagbaum, kontrolliert.
Im Norden wird die Altenberger Landwehr durch die Nordwalder Landwehr fortgesetzt. Diese ist nördlich der Bahnlinie Altenberge Borghorst auf etwa 2 km Länge mit Unterbrechungen im Gelände zu verfolgen. Südwestlich der Gemeindegrenze von Altenberge in Richtung Havixbeck sind weitere Befestigungsabschnitte als Grenze zu Billerbeck mit Unterbrechungen auf 3 km Länge erhalten.
Bauweise der Landwehr
Die Gräben vor, hinter und zwischen den Wällen hatten bei einer Tiefe von bis zu 1,5 m eine lichte Weite von 3,5 m. Die Wälle waren durchschnittlich 1,5 m hoch und an ihrer Sohle bis zu 3,5 m breit, der Wallscheitel erreichte Breiten von bis zu 2 m. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Gesamtbreite des Bauwerks von 25 m, zumindest in den Bereichen dreifacher Wallaufschüttung.
Die Wälle wurden, wie für westfälische Landwehren allgemein üblich, mit heimischen Baumarten bepflanzt, die einen starken Stockausschlag aufweisen, wie beispielsweise die Hainbuche. Ergänzt wurde die Bepflanzung durch Dornengehölze, sodass sich eine nur schwer zu durchdringende Wallhecke bildete. Neben dieser natürlichen Befestigung gab es keine weiteren Auf- oder Einbauten. Lediglich bei den Durchlässen wurden die Wallenden durch Holzeinbauten verstärkt. Zudem wurde der Durchlass am „Sturler Baum“ aufgrund seiner Wichtigkeit besonders befestigt. Hier waren die Wälle deutlich mächtiger und der Außengraben besonders tief angelegt.
Auf der Innenseite der Altenberger Landwehr lagen in unmittelbarer Nähe zu den Durchlässen Höfe oder Schließerhäuser, die für die Durchlasskontrolle zuständig waren
Heutiger Zustand der Landwehr
Mit dem Verbot des Fehdewesens Ende des 15. Jahrhunderts verloren die Landwehren ihre Hauptfunktion. Von dort an wurde der Bewuchs nicht mehr gepflegt, sodass sich die bisweilen auf Mannshöhe gestutzten Bäume zu ihrer natürlichen Höhe hin entwickeln konnten und die Wallhecken abstarben. So wird die Altenberger Landwehr heute in ihren erhaltenen Teilstücken zumeist von waldähnlichen Bewuchsstreifen begleitet. Teilweise ist ihr ehemaliger Verlauf auch durch dichtes Brombeergehölz nachzuvollziehen, welches als Erbe der ehemaligen Wallhecke anzusehen ist.
Die erhaltenen Stücke weisen größtenteils nur noch geringe Längen von 100 bis 250 m auf, da viele Wälle eingeebnet und die dazugehörigen Gräben verfüllt wurden, um Ackerland zu gewinnen. Dieses Vorgehen setzte bereits in der frühen Neuzeit ein, wie ein Grenzbegehungsprotokoll aus dem Jahr 1653 für die Altenberger Landwehr zeigt. Dort wird angegeben, dass das Bauwerk Landwehr zwar im Großen und Ganzen noch erkennbar war, Teilstrecken aber schon damals eingeebnet worden waren.
Literatur
T. Capelle, Die Landwehr von Altenberge, Kreis Steinfurt. Landwehren in Westfalen 1 (Münster 2014).
Weiterführende Literaturauswahl
T. Capelle, Die mittelalterliche Altenberger Landwehr. AiWL 2010, 2011, 232-234.
C. Kneppe, Die Stadtlandwehren des östlichen Münsterlandes. VAK 14 (Münster 2004).
C. Kneppe u.a., Landwehren – Von der mittelalterlichen Wehranlage zum Biotop (Münster 2007).
K.-H. Stening, Unruhige Zeiten. Altenberge in Krieg und Umbruch (Altenberge 1994).
B. Tenbergen, Zwischen Mittelalter und Moderne. Landwehren und Stadthagen – Von Wehrhecken zu Biotopen. Jahrbuch Westfalen N.F. 55, 2000, 208-222.
E. Zurholt, Ein Streifzug durch die Geschichte des Kirchspiels Altenberge (Altenberge 2008).