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Grenzkarte der Provinz Gelderland und dem Fürstbistum Münster von 1732 (Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Karte A 00284).

Die Landwehr von Vreden

Die Landwehr umgab das Kirchspiel Vreden ehemals an drei Seiten nahezu vollständig, während sie im Osten nicht durchgängig ausgeführt worden war. Sie wurde um 1380 angelegt, was Urkunden beweisen. Dabei diente sie zur Wahrung der Interessen der Stadt Vreden, auf deren Initiative die Errichtung in Absprache mit der Markenrichterin, der Äbtissin von Vreden, und dem Hochgerichtsherrn, dem Grafen von Solms zu Ottenstein, erfolgte. Der Grund dürfte in anhaltenden Territorialstreitigkeiten zwischen den Fürstbischöfen von Münster und den Angehörigen des Grafengeschlechts von Geldern zu finden sein, die die Stadt des Öfteren in Mitleidenschaft gezogen haben.

Die Erforschung des Bauwerks begann bereits im 19. Jahrhundert und wurde maßgeblich durch eines der Gründungsmitglieder der Altertumskommission für Westfalen, Friedrich Tenhagen, vorangebracht. In seinem Aufsatz über die Landwehr von Vreden von 1895 beschrieb er den Verlauf der Wehrlinie, den er anhand von Feldbegehungen und Gesprächen mit Anwohnenden annähernd korrekt wiedergab.

Bis heute sind einige Abschnitte der Landwehr gut im Gelände sichtbar und können besichtigt werden. Andere Strecken sind über Luftbildaufnahmen und alte Karten gut zu rekonstruieren.

Nähere Informationen zur Landwehr

Verlauf der Landwehr

Die Landwehr begann nordöstlich von Vreden in der Nähe der Hofstelle Hubbeling-Assing in den „Telgenbüschken“ und verlief annähernd in südwestlicher beziehungsweise süd-südwestlicher Richtung, bis sie südöstlich von Vreden an der Berkel auslief.

Ihre Fortsetzung erhielt sie am gegenüberliegenden Ufer, wo sie bald die heutige K 24 kreuzte und in etwa geradlinig nach Osten weiterverlief, um die heutige B 70 zu queren. Ihr weiterer Verlauf lässt sich erst in Gaxel westlich von Vreden wieder eindeutig nachvollziehen, wahrscheinlich bog sie bis dorthin in einem starken Winkel nach Norden ein, um in Gaxel selbst wieder nach Westen abzuknicken und in einem weiten Bogen allmählich nach Norden einzuschwenken.

In unmittelbarer Nähe des Hofes Früchting teilte sich die Landwehr in zwei Stränge in Richtung Norden, wobei der innere an der heutigen L 608 endete, während der äußere jenseits der Straße weiter gen Norden verlief. Kurz nach der Kreuzung mit einem einst in die Niederlande führenden Weg nordwestlich von Crosewick teilte sich die Landwehr erneut. Der eine Strang verlief nach Nordwesten geradlinig auf die Grenze zu, der andere strebte nach Norden, bis er auf erneut auf die Berkel traf. Auf dem anderen Flussufer kreuzte die Befestigungslinie zunächst die heutige K 16, ehemals eine wichtige Handelsroute in die Niederlande, bevor sie im Norden am Wennewicker Venn auslief.

Östlich des Venns ist ein weiterer Landwehrstrang nachgewiesen, der als Lüntener Landwehr bekannt ist und in einer geschwungenen Linie aus den Niederlanden kommend etwa südöstlich verlief.

Ein weiterer Abschnitt der Befestigungslinie, die Ammeloer Landwehr, begann ebenfalls nördlich der Berkel gegenüber von Hof Helmer-Volks, sperrte in östlicher Richtung verlaufend abermals die heutige K16 und endete ein gutes Stück nordöstlich des Dorfes.

Landwehrverlauf auf der Preußischen Uraufnahme (Grundlage: Land NRW 2018; Bearb.: Altertumskommission/Kopner).

Bauweise der Landwehr

Die Landwehr von Vreden war wie alle Landwehren als Annäherungshindernis, bestehend aus einer unterschiedlich gearteten Kombination aus Wällen und Gräben, angelegt. Dabei waren die Wälle durch eine Wehrhecke zusätzlich befestigt.

Größtenteils bestand dieses Befestigungswerk aus zwei Wällen mit vor-, zwischen- und dahinterliegendem Graben. Vor allem die westlichen Stränge, die in Grenznähe zu den Niederlanden verlaufen, wurden besonders stark ausgeführt. Hier finden sich Spuren von drei oder sogar vier Wällen mit mehreren begleitenden Gräben. Teilweise wurde die Landwehr aber auch aus nur einem Wall mit zwei flankierenden Gräben gebildet.

Der Verlauf der Gräben und Wälle wurde an einigen Stellen durch kleinere Wege, aber auch durch wichtige Fernhandelsstrecken durchschnitten, so beispielsweise im Süden und besonders im Westen von Vreden, wo einige Routen in die benachbarten Niederlande führten. Diese Durchlässe wurden durch Schlagbäume gesichert, an gefährdeteren Stellen waren sie als doppelte Wegesperren ausgeführt. Dabei waren die Pfähle, an denen die Sperren aufgehängt waren, noch teilweise bis an das Ende des 19. Jahrhunderts vor Ort im Boden verankert gewesen, so unter anderem an der Durchlassstelle im Bereich der heutigen B 70. Als Besonderheit sind zudem zwei erhaltene Schlagbaumschlösser aus Schmiedeeisen zu erwähnen, die auf dem Hof Hubbeling-Assing in Doemern bis heute erhalten geblieben sind.

Für zwei Landwehrdurchlässe im Süden und Westen der Stadt sind zudem durch Flurnamen und Schriftquellen Zollhäuser nachgewiesen.

Schlösser eines Landwehr-Schlagbaums der Vredener Landwehr (Stadtarchiv Vreden, Dep. Fotoarchiv Heimatverein Vreden Nr. 1914).

Die Vredener Landwehr im Laufe der Zeit

Mit dem militärischen Fortschritt seit dem späten Mittelalter waren die Landwehren nicht mehr in der Lage, Heerzüge von größeren Gruppen aufzuhalten. Dennoch wurde den Herren des Kirchspiels Vreden bis in das 18. Jahrhundert hinein die Aufsicht und die Erhaltung der Befestigungslinie zur Auflage gemacht. Dies verhinderte allerdings nicht, dass große Strecken der Wall-Graben-Linie seit dem Ende des 16. Jahrhunderts zugunsten von Landgewinnung eingeebnet wurden. Darüber hinaus diente das aus dem entfallenden Rückschnitt der Wehrhecken resultierende Baumwachstum im Bereich der Landwehren den umliegenden Bauern zur Holzgewinnung.

Trotz der unter-Schutz-Stellung der noch vorhandenen Wall-Graben-Abschnitte werden diese auch in heutiger Zeit noch teilweise planiert, um Felder zu erweitern oder fallen den immer größer werdenden Forstmaschinen bei Baumfällarbeiten zum Opfer. So wurde erst 2016 ein für die Felderweiterung unrechtmäßig eingeebneter Abschnitt der Vredener Landwehr wiederhergestellt.

Wiederhergestelltes Landwehrteilstück in Ellewick, Frühjahr 2016 (Leeck).

Literatur

V. Tschuschke, Die Landwehr von Vreden, Kreis Borken. Landwehren in Westfalen 4 (Münster 2018).

Weiterführende Literaturauswahl

C. Kneppe, Zur Geschichte der Vredener Landwehr. In: H.-W. Peine/H. Terhalle (Hg.), Stift – Stadt – Land. Vreden im Spiegel der Archäologie. Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde 69 (Vreden 2005) 243-260.

F. Leeck/G. Leeck, Karten des Urkatasters von Vreden und Ammeloe (Vreden 2013).

E. Piirainen, Flurnamen in Vreden. Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde 25 (Vreden 1984).

H. Terhalle, Zur Geschichte der westfälisch-niederländischen Grenze. Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde 75 (Vreden 2008).

K. Weerth, Westfälische Landwehren. Westfälische Forschungen 1, 1938, 158-198.