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Grenzkarte der Stadt Geseke von 1669 (Stadtarchiv Geseke, A XXIV, 4).

Die Landwehren der Stadt Geseke

Das Geseker Landwehrsystem wurde ab dem 14. Jh. errichtet und ist das größte Bodendenkmal im Stadtgebiet. Es bestand aus insgesamt drei Ringlandwehren, die die Stadt umgaben und mehreren sogenannten Streichlandwehren, die in etwa radial vom Siedlungsgebiet zu den Außenlandwehren verliefen. Im Osten gingen die Geseker Schutzbauten teilweise nahtlos in die der benachbarten Stadt Salzkotten über.

Erstmalige Erwähnung in einem geschichtlichen Kontext fanden die Wall-Graben-Systeme im Jahre 1868, ohne wesentlich beschrieben zu werden. Dies änderte sich erst mit dem Erscheinen der Geseker Heimatblätter ab 1926, in denen die Landwehren zunächst allgemein behandelt wurden. Besondere Verdienste um die Erforschung speziell der Geseker Schutzbauten erwarben sich ab den 1960er-Jahren die lokalen Heimatforscher Edgar Lüüs und Alfons Dunker. Archäologische Grabungen an verschiedenen Wartturmstandorten erbrachten zudem Auskünfte über deren Bauweise.

Von den Anlagen haben sich einige Reste vor allem in des südlichen Geseker Feldmark erhalten. Unter anderem ist das Fundament der Warte Lugdahl noch im Gelände zu besichtigen. Seit 2012 sind Teile der Landwehr unter Schutz gestellt.

Nähere Informationen zu den Landwehren

Verlauf der Geseker Landwehren

Im Osten der Feldmark verlief eine Ringlandwehr, die Hölter Landwehr, von Süd nach Nord bis zum Zusammenfluss von Glockenbach und Stadtgraben nordöstlich der Stadt. Dieser wurde nach der Verschiebung der Gemeindegrenzen im Jahre 1415 gen Osten die „Neue Landwehr“ vorgelagert, die in etwa entlang des heutigen, gleichnamigen Wirtschaftsweges verlief und auf Höhe der heutigen B1 endete. Die dritte, größte Ringlandwehr setzte nördlich dieser Straße an und umschloss Geseke im Norden und Nordwesten. Sie orientierte sich an den die Feldmark begrenzenden Bächen, zu denen unter anderem der Glockenbach oder der Störmeder Bach zählten.

Neben diesen längeren Wall-Graben-Systemen unterhielt die Stadt mehrere kürzere Radiallandwehren, die vor allem die westlichen und südlichen Teile der Feldmark gegen Eindringlinge abschirmten. Im Osten verlief ein solches Bauwerk als Sicherung zudem entlang des Hellwegs, bis es auf die Hölter Landwehr traf.

Die Dörfer Bökenförde, Langeneicke und Störmede wurden zum südlich verlaufenden Hellweg ebenfalls durch eine Landwehr abgeschirmt.

Verlauf der Geseker Landwehren auf der Preußischen Uraufnahme von 1836-1850 (Gundlage: GeoBasis NRW 2020; Bearbeitung: Altertumskommission/Jüngerich).

Bauweise und Bestandteile der Landwehren

Die Geseker Landwehren wurden fast ausschließlich als einfacher Wall mit begleitendem Innen- und Außengraben angelegt, der zum zusätzlichen Schutz mit einer dichten Wallhecke bepflanzt war. Vor allem im Norden der Feldmark wurde in Teilen aufgrund des moorigen Geländes auf die Aufschüttung eines Walls verzichtet und nur eine Wehrhecke angelegt.

Für das Wallsystem sind insgesamt vier Schlagbäume schriftlich überliefert, die wichtige Nah- und Fernverbindungen sicherten. Diese waren zweispurig ausgebaut und vermutlich verschließbar. Kleinere Durchlässe, die Bauern den Weg zu ihren Feldern durch die Landwehr ermöglichten, wurden in Geseke als „Hohl“ bezeichnet. Sie waren einspurig und nicht weiter befestigt und waren an insgesamt fünf Stellen vorhanden.

Neben diesen Passstellen sind auch vier Warttürme für die Geseker Wall-Graben-Systeme nachweisbar, von denen zwei direkt in diese einbezogen waren. Drei davon lagen südlich und eine nördlich der Stadt. Archäologische Ausgrabungen lassen den Schluss zu, dass die Türme einen Durchmesser von etwa 4,50m aufwiesen. Zumindest drei Anlagen waren zudem durch eine niedrige Mauer umgeben, für eine Warte ist ein Dach aus Schiefersteinen nachgewiesen.

Wall der Elsinger Landwehr um Geseke (T. Sauerland).

Zum geschichtlichen Kontext der Geseker Landwehren

Geseke gehörte lange dem Herzogtum Westfalen an und somit zum Kurfürstentum Köln. Es lag dabei an der nordöstlichen Grenze dessen Territoriums, unmittelbar an der Grenze zum Fürstbistum Paderborn. Mit diesem führten die Kölner Erzbischöfe regelmäßig blutige Auseinandersetzungen, die auch die Stadt oftmals unmittelbar betrafen. In diesem Kontext verschob sich die Landesgrenze, die zwischen Geseke und Salzkotten verlief, des Öfteren zugunsten der einen oder anderen Partei. Damit war die östlich der Stadt gelegene Hölter Landwehr nicht nur Stadtlandwehr, sondern auch Territoriallandwehr und diente der äußeren Sicherung des Herzogtums Westfalen. In diesen Kontext fällt auch die Errichtung der „Neuen Landwehr“, im beginnenden 15. Jahrhundert, die der Hölter Landwehr östlich vorgelagert ist.

Grenzverlauf zwischen Kurköln und Paderborn von 1622 (Ausschnitt; Kartensammlung Moll).

Literatur

T. Sauerland/U. Sauerland, Die Landwehren der Stadt Geseke, Kreis Soest. Landwehren in Westfalen 9 (Münster 2022).

Weiterführende Literaturauswahl

A. Dunker, Die Geseker Feldflur (Geseke 1975).

A. Dunker, Geseker Album II (Geseke 1977).

D. Grothmann/E. Richter (Hrsg.), Geseke. Geschichte einer westfälischen Stadt, Erster Band (Münster 2017).

E. Lüüs, Die Warten der Gemarkung Geseke. Geseker Heimatblätter Nr. 99 vom 7. Oktober 1961.

M. Willeke, Die umstrittene Territorialgrenze westlich des Silbekerfeldes. Nachdruck des Vortrags von Frau Dr. Maria Willeke vom 17.11.1986 in Eickhoff (Steinhausen 1986).

 

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