Warum ein Citizen-Science-Projekt?
Im Jahr 1932 wurde das Megalithgrab „Düwelsteene“ bei Heiden umgestaltet, um es in einen vermeintlich aufgeräumten, idealtypischen Zustand zu versetzen.
Was heute schmuck aussieht, ist wissenschaftlich nicht mehr auswertbar. Daher wurden die Bürger:innen von Heiden aufgerufen, in ihren Fotobeständen nach Bildzeugnissen zu forschen, die vor 1932 aufgenommen den Originalzustand der Düwelsteene zeigen. Auf der Basis der eingesandten Fotografien konnten die zuvor digital eingemessenen Findlinge virtuell wieder in den Originalzustand versetzt werden. Auf dieser Basis sind nun weitere Forschungen zur Bauweise des Monuments möglich.
Von der Ersterwähnung zum 3D-Modell - Die Erforschung der Düwelsteene
Wer war an dem Projekt beteiligt?
Das Projekt ist eine Kooperation der Altertumskommission für Westfalen, der Gemeinde Heiden, dem Heimatverein Heiden 1921 e.V. und der Bürgerinitiative Düwelsteene und gewann 2019 den ersten Citizen-Science Preis der Universität Münster.
Eine Ausstellung in der Volksbank Heiden vom 31.07. bis 19.08.2023 stellt das Projekt und seine Ergebnisse der Öffentlichkeite vor. Die Ausstellung wurde erneut vom 22.11.2023 bis zum 17.02.2024 im Archäologischen Museum der Universität Münster gezeigt.
Ein ganz besonderer Dank geht an alle Heidenerinnen und Heidener, die ihre Familienarchive durchforstet haben und durch die Einsendung der Fotos an die Altertumskommission grundlegende Daten zur Rekonstruktion des Großsteingrabs geliefert haben! Der Volksbank Heiden und dem Archäologischen Museum der Universität Münster sei dafür gedankt, dass sie ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten.
Was wurde gemacht?
Heidener Bürgerinnen und Bürger wurden im Januar 2020 durch Zeitungsberichte und eine Kick-Off-Veranstaltung über das Projekt informiert und dazu aufgefordert, Fotografien der Düwelsteene einzusenden. Dabei waren primär historische Aufnahmen von Interesse, aber auch aktuelle Ablichtungen wurden gesammelt. 181 Fotos wurden eingesandt, davon 44 aus der Zeit vor 1932.
Alle eingesendeten Bilder finden Sie hier!
Nach Klassifizierung und Strukturierung der Bilder wurde mit Hilfe von 3D-Bearbeitungs- und Visualisierungssoftware die Aufnahmerichtung der Fotografien erfasst und die Einzelsteine des 3D-Modells entsprechend der historischen Aufnahmen ausgerichtet. Nach mehreren Prüfungsdurchgängen mit größeren Steingruppen stand schließlich die finale Position der Einzelsteine fest, so, wie sie wahrscheinlich vor 1932 gelegen hatten. Die verwendeten Ablichtungen und die einzelnen Steinbewegungen und –drehungen wurden zur Nachvollzieh- und Reproduzierbarkeit separat festgehalten.
Was ist das Ergebnis?
Das Ergebnis des Projektes ist ein wissenschaftlich basiertes 3D-Modell der Düwelsteene vor der Umgestaltung 1932. Dieses dient als Grundlage für weitere Forschungen zum Großsteingrab, wie beispielsweise die Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens des Grabes in der Jungsteinzeit.
Schon im jetzigen Stadium der Rekonstruktion wird ersichtlich, dass die Ausrichtung der Grabanlage im Vergleich zur Zeit vor 1932 geändert wurde: Es war ursprünglich um etwa 5° weniger stark von der Nordachse verdreht, als es sich heute präsentiert.
Link-Liste zum Citizen-Science Projekt
Alle wissenswerten Beiträge zum Thema Citizen-Science und Düwelsteene auf einen Blick
- Bildergalerie mit allen Bildern des Projekts
- AiWL-Artikel zum Projekt, der Durchführung und zum Ergebnis
- Artikel "Bürgerwissenschaft unterstützt Megalithforschung – Rekonstruktion der Grabanlage „Düwelsteene“" in Heimat Westfalen 36, 2022,2, Seite 12-16
- Teilnahmeaufruf zum Projekt
- Blogartikel zum Gewinn des Citizen-Science Preises
- Blogartikel über den Projektauftakt
- Blogartikel zur digitalen Rekonstruktion
- Website "3Düwelsteene" - Digitale Rekonstruktion der jungsteinzeitlichen Düwelsteene durch L. Tharandt
- Blogartikel über die Planung und Durchführung der Ausstellung in Heiden
- Blogartikel zur Ausstellungseröffnung in Münster
- YouTube-Video des Vortrags zur Ausstellungseröffnung in Münster
Literatur
F. Jüngerich, Hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Über die virtuelle Rekonstruktion der Düwelsteene in Heiden. <https://blog.altertumskommission.lwl.org/de/hier-bleibt-kein-stein-auf-dem-anderen/> (03.08.2023)
L. Klinke, Virtuelle Rekonstruktion. Bürgerwissenschaft unterstützt Megalithforschung, in: Kerstin Schierhold/ Bernhard Stapel, Die Düwelsteene bei Heiden, Kreis Borken. Megalithgräber in Westfalen 3 (Münster 2018) 14–17.
L. Klinke/F. Jüngerich, Bürgerwissenschaft als Basis neuer Forschungen zum Megalithgrab „Düwelsteene“ in Heiden. Archäologie in Westfalen-Lippe 2021, 2022, 257-260.
L. Klinke/F. Jüngerich, Bürgerwissenschaft unterstützt Megalithforschung – Rekonstruktion der Grabanlage „Düwelsteene“. Citizen Science als Medium kulturpolitischer Partizipation, Heimat Westfalen 36, 2023,2, 12-16.
D. Priß, AKo-Projekt gewinnt Citizen-Science-Wettbewerb. Virtuelle Rekonstruktion der Düwelsteene mit 5000 € gefördert. <https://blog.altertumskommission.lwl.org/de/ako-projekt-gewinnt-citizen-science-wettbewerb/> (03.07.2023)
D. Priß, Citizen Science – Bürger forschen. Fotos von und mit den Düwelsteenen gesucht! <https://blog.altertumskommission.lwl.org/de/citizen-science-buerger-forschen/> (03.08.2023)
D. Priß, Die Heidener und ihre Düwelsteene. Citizen-Science-Projekt mit großem Erfolg gestartet. <https://blog.altertumskommission.lwl.org/de/die-heidener-und-ihre-duewelsteene/> (03.07.2023)
K. Schierhold/L. Klinke/F. Jüngerich, „Düwelsteene“ bergen so manches Geheimnis. Große Grabsteine in Heiden im Kreis Borken bieten Geschichte aus der jahrtausendealten „Trichterbecherkultur“, Auf Roter Erde, Heimatblätter für Münster und das Münsterland/Beilage der „Westfälischen Nachrichten“, Ausg. Juli 2023.