Das Großsteingrab von Lichtenau-Atteln I
Das Großsteingrab Lichtenau-Atteln I liegt in einem Wiesenstück nahe der Altenau. Die Anlage wurde 1926 beim Pflügen entdeckt und im selben Jahr vom damaligen Leiter der Altertumskommission, August Stieren, ausgegraben. Der Großteil des Kammerinventars wurde damals ausgeräumt. Weitere archäologische Untersuchungen fanden 1978 statt. Die Originalsubstanz ist durch den Ackerbau stark angegriffen: Sämtliche Decksteine fehlen, einige Wandsteine sind verstürzt oder in der Höhe beschädigt. Das Grab wurde 1980 teilweise rekonstruiert, neben einigen fehlenden Wandsteinen wurde am Westende des Grabes eine Überhügelung aus Erde hinzugefügt. Anhand der Knochenfunde geht man von ursprünglich 200-400 Bestatteten aus. 550 m nordwestlich der Anlage befindet sich das deutlich größere Grab Atteln II, das allerdings oberirdisch nicht mehr sichtbar ist.
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Technische Daten
Der Innenraum des WNW-OSO-orientierten Grabes misst 19,5 m x 2 m. Anhand der Wandsteine kann eine lichte Höhe von ca. 1,3 m rekonstruiert werden. Der Eingang an der östlichen Schmalseite der Kammer ist noch an der 0,8 m breiten Trockenmauer aus Sandsteingeröllen erkennbar. Das Grab scheint keine Vorkammer gehabt zu haben, auch eine Einfassung des ursprünglichen Erdhügels ist nicht belegt. Eine Holzkohleprobe ergab ein 14C-Datum zwischen 3370 und 2925 v. Chr. Das Großsteingrab wurde aus 20-30 cm dicken Kalksteinblöcken errichtet, der größte erhaltene wiegt heute noch ca. anderthalb Tonnen. Der verwendete Pläner-Kalk steht im Südteil der Paderborner Hochfläche unmittelbar unter der Geländeoberfläche an, und stammte wahrscheinlich aus dem Bachbett der Altenau.
Funde
Das Grab Atteln I war sehr beigabenarm, was für die Gräber der Wartbergkultur jedoch nicht ungewöhnlich ist. Die in den 1920er-Jahren geborgenen menschlichen Skelettreste wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, bei den Untersuchungen 1978 konnten jedoch weitere Knochen geborgen und untersucht werden. An einigen Skelettresten wurden Kupferoxidablagerungen festgestellt, was auf das ehemalige Vorhandensein von Kupferschmuck hinweist. Das Fundmaterial bestand außerdem aus Tierknochen und einem zylindrischen Stück Brauneisenstein mit natürlicher Durchlochung, das weder Bearbeitungs- noch Abnutzungsspuren aufwies. Eine 1980 entnommene Holzkohleprobe konnte auf 2500 ± 65 BC datiert werden. Die Holzkohlekonzentration zeigt dabei möglicherweise die Lage einer Feuerstelle in der Grabkammer an.
Sonstiges
In zahlreichen Kalksteinen der Grabkonstruktion konnten Fossilien festgestellt werden. Neben versteinerten Tiergängen fanden sich vor allem Reste verschiedener Ammoniten, Muscheln und Seeigeln.
Das Steinkammergrab von Lichtenau-Atteln I als 3-D-Punktwolke
Die 3-D-Punktwolke wurde mit "Image-Based-Modeling" erstellt. Sie ähnelt den Bildern von Laserscannern, wirkt jedoch wie eine digitale Kopie. Das Modell dient auch als digitale Vermessung, bei der die sichtbaren Unterseiten der Steine zu sehen sind.
Literaturverzeichnis
Eine Auswahl weiterführender Literatur:
Günther, K., Stichwort „Lichtenau-Atteln“. In: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 1 (Mainz 1983) 271.
Günther, K., Das Megalithgrab Atteln I. Ein Grabmal jungsteinzeitlicher Bauern und Viehzüchter im Paderborner Land. In: Archäologie in Ostwestfalen 1 (Langenweißbach 1997) 14–15.
Günther, K., Die neolithischen Steinkistengräber von Atteln, Kr. Paderborn (Westfalen). In: Germania 57 I, II (Mainz 1979) 153-161.
Schierhold, K., Studien zur hessisch-westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext (=Münstersche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 6) (Rahden/Westf. 2012) 251–253.