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Das Galeriegrab Borchen-Kirchborchen I (Foto: Altertumskommission/A. Reck).

Das Galeriegrab von Borchen-Kirchborchen I

Das Galeriegrab Kirchborchen I befindet sich in der Gemeinde Borchen, Kreis Paderborn, auf der „Gallihöhe“. Die Anlage liegt auf einem Nordhang und wird in jeweils ca. einem halben Kilometer Entfernung von der Altenau und der Alme umflossen. Das Grab Kirchborchen II liegt nur 120 m entfernt. Die Anlagen wurden bereits 1575 entdeckt und durch Salentin von Isenburg geöffnet, was die früheste bekannte Öffnung eines Galeriegrabes ist. 1876 wurden die beiden Gräber ausparzelliert und der Gemeinde zugeführt. 1973 fanden denkmalpflegerische Arbeiten an den Borchener Gräbern statt, 1976 gab es eine weitere Grabung. Die Anlage wurde durch die frühere landwirtschaftliche Nutzung der Fläche beschädigt. Auf den Parzellen sollten Grünflächen angelegt werden, bei Erhalt des Sichtkontakts zwischen den Anlagen. Mittlerweile ist der Bewuchs der Parzellen so dicht und hoch, dass dies nicht mehr der Fall ist.

Nähere Informationen zum Galeriegrab

Technische Daten

Der Grabbau entspricht dem Typ Rimbeck ohne Gang. Der Eingang liegt an der südöstlichen Längsseite und besteht aus einem zweiteiligen Türlochstein mit spitzovalem Ausschnitt. Die Anlage ist NO-SW ausgerichtet und misst 23,2 m in der Länge (innen 22 m), 3,5 m 3,7 m in der Breite (innen 2,5 m 2,5 m) und war im Eingangsbereich ursprünglich 2 m hoch (innen 1,5 m). Als Baumaterial wurden lokal anstehende Plänerkalkplatten verwendet, die direkt vor Ort aufgerichtet wurden. Die Entnahmestelle bildet die Grabkammer, so fielen keine Transportwege an. Die Grabkammer ist entlang der Kluftrichtung des Gesteins ausgerichtet.

Grundriss des Galeriegrabes Borchen-Kirchborchen I (Schierhold 2012, 331; nach Günther 1978).

Die Funde

Bei der Öffnung 1575 soll das Grab „mit Todtenbeinen angefüllt“ gewesen sein, diese sind heute verschollen. Die Nachuntersuchungen ergaben weitere 29 Skelettreste, darunter allein 17 Schädelfragmente. Ein Unterkieferfragment mit zwei erhaltenen Backenzähnen stammt vermutlich von einer jugendlichen oder jungen, erwachsenen Person. Bei den Arbeiten 1976 wurden drei neolithische Scherben geborgen. Zum Grabinventar gehören außerdem das Oberschenkelfragment eines Rindes sowie zwei Rippen einer unbestimmten Tierart.

Keramikfunde aus Kirchborchen I (Schierhold 2012, Taf. 16 B; nach Ortsakten Bielefeld).

Sonstiges

Auffällig ist, dass das nur wenige Meter entfernt liegende Grab II zum Typ Züschen gehört, während Grab I dem Typ Rimbeck entspricht. Warum es diese beiden verschiedenen Bauweisen gab und warum jeweils welche gewählt wurde, ist unklar. Fälle wie Kirchborchen zeigen, dass geografische Aspekte für die Wahl des Bautyps vermutlich nicht entscheidend waren.

Das Grab Borchen-Kirchborchen I im heutigen, überwucherten Zustand (Foto: Altertumskommission/A. Reck).

Das Großsteingrab Kirchborchen I als 3-D-Punktwolke

Die 3-D-Punktwolke wurde mit "Image-Based-Modeling" erstellt. Sie ähnelt den Bildern von Laserscannern, wirkt jedoch wie eine digitale Kopie. Das Modell dient auch als digitale Vermessung, bei der die sichtbaren Unterseiten der Steine zu sehen sind.

Literaturverzeichnis

Eine Auswahl weiterführender Literatur:

K. Günther/A. Czaretzki, Zu den neolithischen Steinkistengräbern von Kirchborchen, Gem. Borchen, Kr. Paderborn. In: Germania 54 I (Mainz 1976) 184-191.

K. Günther, Zu den neolithischen Steinkistengräbern von Kirchborchen I und Etteln, Kr. Paderborn. In: Germania 56 I (Mainz 1978) 230-233.

K. Schierhold, Studien zur hessisch-westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext. Münstersche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 6 (Rahden/Westf. 2012).