Das Galeriegrab von Borchen-Kirchborchen II
Das Galeriegrab Kirchborchen I befindet sich in der Gemeinde Borchen, Kreis Paderborn, auf der „Gallihöhe“. Die Anlage liegt auf einem Nordhang und wird in jeweils ca. einem halben Kilometer Entfernung von der Altenau und der Alme umflossen. Das Grab Kirchborchen II liegt nur 120 m entfernt. Die Anlagen wurden bereits 1575 entdeckt und durch Salentin von Isenburg geöffnet, was die früheste bekannte Öffnung eines Galeriegrabes ist. 1876 wurden die beiden Gräber ausparzelliert und der Gemeinde zugeführt. Vermessen wurde die Anlage 1927 durch August Stieren von der Altertumskommission. Im Jahr 1973 fanden denkmalpflegerische Arbeiten zur Freilegung und Konservierung der Borchener Gräber statt, weitere Untersuchungen folgten 1976. Auf den Parzellen sollten Grünflächen angelegt werden, bei Erhalt des Sichtkontakts zwischen den Anlagen. Mittlerweile ist der Bewuchs der Parzellen so dicht und hoch, dass dies nicht mehr der Fall ist. Die Anlage wurde durch die frühere landwirtschaftliche Nutzung der Fläche beschädigt. Die nördliche Längsseite wurde dabei fast völlig zerstört, die fehlenden Steine sind mittlerweile durch Steinquader ersetzt worden.
Nähere Informationen zum Galeriegrab
Technische Daten
Das Grab entspricht dem Typ Züschen mit Vorraum. Der Eingang liegt an der östlichen Schmalseite, Kammer und Vorraum sind durch einen zweiteiligen Türlochstein mit spitzovalem Ausschnitt getrennt. Das Grab ist WSW-ONO orientiert und zur Altenau ausgerichtet. Das Grab misst 13,6 m in der Länge (innen 11,6 m), 3,8 m in der Breite (innen 2,8 m) und war im Eingangsbereich ursprünglich 2,1 m hoch (innen 1,5 m). Als Baumaterial wurden lokal anstehende Plänerkalkplatten verwendet, die direkt vor Ort aufgerichtet wurden. Die Entnahmestelle bildet die Grabkammer, so fielen keine Transportwege an. Die Grabkammer ist entlang der Kluftrichtung des Gesteins ausgerichtet. Der Türlochstein besteht aus Soester Grünsandstein, der in 250 m Entfernung vorkommt. Zur Konstruktion gehört außerdem ein Findling aus Gneis.
Die Funde
Bei den Arbeiten 1973 wurden im Vorraum menschliche Skelettreste und Tierknochen freigelegt. Ein im Seelenloch aufgefundener Schädel stammt möglicherweise von einer Nachbestattung aus dem späteren Neolithikum. Eine vorgeschichtliche Wandscherbe stammt vom Acker oberhalb der Anlage, ebenso eine atypische Klinge aus Maasfeuerstein.
Sonstiges
Die Knochenfunde der Grabung von 1973 wurden anthropologisch untersucht. Eine Zuordnung der wenigen Knochenfragmente zu bestimmten Individuen war nicht möglich, die Knochen gehörten jedoch zu mindestens zwei verschiedenen Personen. Das Skelettmaterial bestand aus einem Schädel sowie einigen Extremitätenknochen, Schlüsselbeinen und Rippenfragmenten. Keins der Fragmente zeigte eindeutige, geschlechtsspezifische Merkmale. Aufgrund von Vergleichen mit Knochenfunden benachbarter, zeitgleicher Fundstellen wird der Schädel jedoch vorsichtig als männlich angesprochen. Anhand der Schädelnähte kann für dieses Individuum ein Lebensalter von ca. 30-40 Jahren postuliert werden. Der Schädel zeigt zudem Merkmale, die auf Eisenmangel, Zahnstein und Parodontose hinweisen. An einem Oberschenkelknochen sind noch Epiphysenfugen erkennbar, was für ein jüngeres Alter dieses Individuums von 20-30 Jahren spricht. Die Schlüsselbeine stammen alle von Individuen, die älter als 24 Jahre waren.
Das Großsteingrab Kirchborchen II als 3-D-Punktwolke
Die 3-D-Punktwolke wurde mit "Image-Based-Modeling" erstellt. Sie ähnelt den Bildern von Laserscannern, wirkt jedoch wie eine digitale Kopie. Das Modell dient auch als digitale Vermessung, bei der die sichtbaren Unterseiten der Steine zu sehen sind.
Literaturverzeichnis
Eine Auswahl weiterführender Literatur:
K. Günther/A. Czaretzki, Zu den neolithischen Steinkistengräbern von Kirchborchen, Gem. Borchen, Kr. Paderborn. In: Germania 54 I (Mainz 1976) 184-191.
K. Schierhold, Studien zur hessisch-westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext. Münstersche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 6 (Rahden/Westf. 2012).