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Drohnenaufnahme von der Grabung 2018 (Foto: W. Czeschick).

Das Großsteingrab Büren-Wewelsburg II

Südlich von Büren-Wewelsburg wurden 1985 beim Pflügen zwei archäologische Fundstellen angeschnitten, die als Megalithgräber angesprochen wurden. Sie befinden sich auf einer weiten Hochfläche, die in nördlicher Richtung zum Fluss Alme abfällt. Von der zweiten Fundstelle stammt ein massiver Findling (ca. 2 m x 1,2 m x 0,4 m), der seit den 1980er-Jahren als Ausstellungsstück die Wewelsburger Dorfmitte ziert. 2017 wurde ein weiterer Findling angepflügt, der nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche lag. Eine Lehrgrabung im Sommer 2018 sicherte die Existenz eines Megalithgrabes an dieser Stelle.

Nähere Informationen zum Großsteingrab

Technische Daten

Die Wände der Grabkammer bestanden aus Kalksteinplatten mit zwischenliegendem Trockenmauerwerk aus kleinen, abgerundeten Kalksteinen, sowie einem Findling als Wandstein. Durch diesen ist die lichte Höhe der Grabkammer mit etwa 1 m rekonstruierbar. Die Höhen der wandbildenden Platten haben sich hingegen durch die landwirtschaftlichen Tätigkeiten der vergangenen Jahrzehnte auf etwa 40 cm reduziert. Bei der Ausgrabung 2018 kam auch eine verstürzte massive Kalksteinplatte in der Grabkammer zutage, die wahrscheinlich einmal Teil der Deckenkonstruktion war. Die Grabung ergab außerdem eine lichte Weite des Bestattungsraumes von ca. 2,10 m. Das Grab ist etwa Nord-Süd ausgerichtet (Abweichung 18°), die exakte Länge konnte jedoch noch nicht bestimmt werden. Im Bereich des Findlings hat sich ein Teil des ursprünglichen Kammerbodens mit einer Pflasterung aus rötlichem Granit erhalten, der für die Gräber in der Region typisch ist.

Befund P7/N8 in Planum 1 während der Sommergrabung 2018 (Foto: Altertumskommission/Klinke).

Funde

Weder bei der Grabung 2018 noch beim Entfernen des Findlings in den 1980er-Jahren wurden Grabbeigaben gefunden. Dafür wies der kalkhaltige Boden eine ausgezeichnete Knochenerhaltung auf, sodass zahlreiche menschliche Knochen geborgen werden konnten. Diese werden nun osteoarchäologisch sowie mit DNS- und Isotopie-Verfahren untersucht, um Aussagen zur bestatteten Bevölkerung treffen zu können.

Ein/e Student/in der WWU Münster beim Freilegen von Knochenresten 2018 (Foto: Altertumskommission/Klinke).

Sonstiges

Die Verwendung von sowohl Findlingen als auch Kalksteinplatten als Baumaterial findet sich nur am nördlichen Randbereich der Verbreitung der Galeriegräber. Weiter südlich standen keine Findlinge mehr als Baumaterial zur Verfügung, da die Vergletscherungen der letzten Eiszeit, die die Steine als Geschiebe aus Skandinavien transportierten, hier ihre südlichsten Ausläufer hatten. Funde der Trichterbecher- oder Wartbergkultur in Gräbern der jeweils anderen Kultur weisen darauf hin, dass es hier zum kulturellen Austausch der beiden Gruppen kam. Diese Bauweise war also möglicherweise auch eine Art Übergangsform zwischen den aus Findlingen errichteten Ganggräbern der Trichterbecherkultur und den aus Kalksteinplatten erbauten Galeriegräbern der Wartbergkultur. Ein weiteres Beispiel für diese Mischform ist das Großsteingrab von Schloss Neuhaus in Paderborn.

Der Findling bei der Entnahme während der Grabung 2018 (Foto: Altertumskommission/Klinke).

Die Ausgrabung des Megalithgrabs Wewelsburg II

Die 3-D-Punktwolke wurde mittels "Image-Based-Modeling" erstellt. Die dichte Punktwolke wirkt wie eine digitale Kopie des grabes und zeigt den Zustand während der Forschungsgrabung 2018.

Literaturverzeichnis

L. Klinke/R. Gleser/S. Spiong, Findlinge auf der Höhe - Neues zum Megalithgrab Wewelsburg II. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 2018, 2019, 58-62.

Eine Auswahl weiterführender Literatur:

K. Günther/M. Viets, Das Megalithgrab Wewelsburg I, Stadt Büren, Kreis Paderborn. In: K. Günther/M. Viets (Hrsg.), Die Megalithgräber Henglarn I und Wewelsburg I im Paderborner Land. Bodenaltertümer Westfalens 28 (Münster 1992) 101-146.

L. Klinke, Ein Stein des Anstoßes. Archäologie in Deutschland 1, 2019, 59.

K. Schierhold, Studien zur hessisch-westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext. Münstersche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 6 (Rahden/Westf. 2012).