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Straßenschild "Alter Hohlweg" in Gevelsberg (Foto: Altertumskommission).

Wegeforschung

Wege waren und sind zu allen Zeiten und in allen Kulturen nicht nur Förderer der Mobilität, sondern auch das wichtigste Medium für die Kommunikation zwischen Menschen. Grundlegendes wie Rohstoffabbau, Handel sowie Wissens- und Ideenaustausch, aber auch Ereignisse wie die Missionierung oder Kriegszüge sind ohne ein funktionierendes Verkehrssystem nicht denkbar.

Hatte der Mensch einmal eine ideale Verbindung zwischen A und B gefunden, blieb sie dies so lange, bis die äußeren Faktoren sich wesentlich änderten. Oftmals behielten sie über Jahrhunderte dieselbe Routenführung bei. Daher können Wege als sehr beständige Erscheinungsform gelten und ein chronologisch rückschreitendes Vorgehen ist in der Erforschung sinnvoll.

Alte Wegenetze, die sie nutzenden Personengruppen und die üblicherweise entlang der Wege befindlichen Bauten und Einrichtungen haben im Laufe der Zeit Spuren hinterlassen, die oft noch heute im Gelände, in den archäologischen oder den archivalischen Quellen nachvollziehbar sind. Diese sogenannten Wegeindikatoren, die das Vorhandensein einer Wegtrasse anzeigen, gilt es zu finden und miteinander in Beziehung zu bringen, um den Verlauf alter Wege zu rekonstruieren.

Diesem Forschungsfeld widmet sich die Altertumskommission seit dem Jahr 2000.

In einer kommissionsinternen Datenbank (VIA-Delos = Verkehr und Infrastruktur in der Archäologie) werden seit 2018 alle Wegeindikatoren gesammelt und bilden eine wertvolle Datengrundlage für die Wegeforschung in Westfalen.

Den Einstieg der Altertumskommission in den Forschungsbereich bildete zunächst das 2002–2015 durchgeführte Projekt „Wege der Jakobspilger in Westfalen“. Durch archäologische Funde und schriftliche Quellen werden mittelalterliche Jakobspilger als eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern konkret greifbar. Anhand der auf ihrem Weg in das nordspanische Santiago de Compostela hinterlassenen Spuren z. B. in Form von Bestattungen in Pilgertracht (die Jakobsmuschel blieb meist erhalten), von Herbergen und verzeichneten Almosen, die sie erhielten, lassen sich Jakobspilger aus und durch Westfalen nachweisen, die überwiegend das im Mittelalter bestehende Netz an Fernwegen nutzten.

Sieben beispielhafte Fernrouten durch Westfalen, auf denen nachweislich auch Jakobspilger unterwegs waren, wurden innerhalb des Projektes wissenschaftlich erforscht und rekonstruiert. Entlang der Trassen entstanden moderne, mit dem Muschelsymbol markierte Pilgerwege, die die alte Tradition wiederbeleben und historische Wege sichtbar machen.